Autor: Mona Jeuk

Elena Ferrante „Frau im Dunkeln“

Kinder oder Karriere?! Von der Schwierigkeit, diese beiden Gegenpole zu vereinbaren, der inneren Zerrissenheit und Belastung, ihrer Auswirkung auf das Mutter-(hier)Töchter-Verhältnis handelt dieser Roman von Elena Ferrante (Neopolitanische Saga). Die Sprachwissenschaftlerin Leda kommt während ihres Urlaubs, bei dem sie mit einer neapolitanischen Großfamilie in Kontakt kommt, ins Grübeln über ihre Beziehung zu ihren inzwischen erwachsenen Töchtern und der zu ihrer eigenen Mutter. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu den Mädchen und dem Wunsch, sich ihnen zu widmen und auf der anderen Seite ihrem Streben nach Selbstverwirklichung in Beruf und Privatleben kann sie noch immer nicht mit ihrer Vergangenheit Frieden...

„Spaziergang mit Hund“ von Sven Nordqvist

 Ein Wimmelbuch der besonderen Art hat uns Sven Nordqvist mit „Spaziergang mit Hund“ da wieder geschenkt. Rein mit dem Haustier in den Zug und schon geht die Reise in die tollsten Bilderwelten los…auf allen Seiten gibt es wunderbare Szenen in den unterschiedlichsten Gegenden der Fantasie, skurrile Begegnungen, abenteuerversprechende, lustige, aber auch gefährliche Unternehmungen mitzuerleben.  Man kommt aus dem Gucken, Entdecken und Staunen gar nicht mehr raus. Wie man es von Sven Nordqvist (Pettersson und Findus, Wo ist meine Schwester? u.a.) eben gewohnt ist. Viel Spaß beim Abtauchen wünscht Heike Obleser. (Bibliothek)

Sally Hines: Wie ändert sich Gender?

Reihe: #dkkontrovers – große Fragen des 21. Jahrhunderts, 2019. Männlich, weiblich, divers: Wenn es nur so einfach wäre! Die wahre Vielfalt unserer Gesellschaft zeigt sich zunehmend in fließenden Übergängen. Was versteht man heute unter Geschlecht? Was ist mit (sexueller) Identität gemeint? Was verbirgt sich hinter LGBTQ und warum scheint jedes Jahr ein neuer Buchstabe dazuzukommen? Dieses schmale Buch bietet einen tollen Überblick in großer Schrift. Wer möchte, steigt tiefer ein und liest auch das Kleingedruckte.

Wag the dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt

US-Satire, 1997. Absolut sehenswert, insbesondere vor US-Wahlen! Hat der Präsident zwei Wochen vor der bis dato sicheren Wiederwahl ein Schulmädchen angefasst? Unwichtig, Gegner und Presse stürzen sich natürlich auf diesen Leckerbissen. Da kann nur noch Mister Alleskleber (Robert De Niro) helfen: Der geniale Problemlöser inszeniert mit einem Hollywood-Produzenten (Dustin Hoffmann) einen fiktiven Krieg als Ablenkungsmanöver. Mal irritierend, mal absurd, auf jeden Fall aber zum Brüllen komisch!

Horst Klein, Monika Osberghaus: Alle behindert!

25 spannende und bekannte Beeinträchtigungen in Wort und Bild. Steckbriefartig werden in diesem wunderbaren, frechen Sachbuch Kinder mit Behinderungen vorgestellt.  Man wird über die möglichen Ursachen, die Häufigkeit der Behinderung aufgeklärt und erhält Tipps für einen respektvollen Umgang mit den Betroffenen. Was ist doof daran, was aber vielleicht auch von Vorteil?! Und: wir lernen u.a. neben dem kleinwüchsigen Neo, der querschnittsgelähmten Pippa, Lenny mit seiner Muskelschwäche aber auch die Tussi Vanessa, den Mitläufer Paul, den Angeber Julien kennen. Tja, so erfahren wir also mit einem Augenzwinkern: wir sind eben alle besonders, mit all unseren Macken. Und ein jeder, eine jede...

André Aciman: Call me by your name

Ob auf der hauseigenen Terrasse oder einer Wiese in der Natur: Call me by your name ist der perfekte Liebesroman für heiße Tage. Die Geschichte von Elio und Oliver ist nicht nur herzerwärmend, sondern auch herzzerreißend. Einmal aufgeschlagen ist es fast unmöglich wieder aus der Hand zu legen. Die Fortsetzung „Find me“ ist bereits erschienen. Und wer es lieber vor dem Fernseher mag: Auch die Verfilmung ist außergewöhnlich gut. Verfügbarkeit: Roman in der Onleihe, Blu-Ray in der Bib

Denise Wild: Ausbessern & Verschönern

Bereits 2014 erschienen, aber hochaktuell: Slow Fashion als Gegenentwurf zur Mensch und Umwelt verachtenden Fast Fashion. Risse, Löcher und fehlende Knöpfe sind kein Grund, Textilien wegzuwerfen. Auch die falsche Passform lässt sich oft korrigieren. Hier werden verschiedene Techniken vorgestellt und inspirierende Beispiele gezeigt. Reparieren ist das neue „Öko“.

Peter V. Brett: Die Dämonensaga

Hat alles, was martialische Fantasy (heutzutage) braucht: Der Feind in Gestalt fieser, Menschen verschlingender Horclinge ist übermächtig und die Menschen untereinander zerstritten. Die Helden sind Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen. Die Story überrascht immer aufs Neue durch unvorhergesehene Wendungen, und die vielen verschiedenen Perspektiven machen alles möglich: Jeder Held und jede Heldin sind durchaus verzichtbar. Wenig Gedichte oder Lieder, keine Kunstsprache, (Landschafts)Beschreibungen sind auf ein Minimum reduziert, im Gegensatz zu Blut und Gewalt. Alles in allem sicher eher etwas für Game of Thrones Fans als für eingefleischte Tolkien-Anhänger. Wer so etwas mag, wird die Saga lieben. Reihenfolge der Bände...

Alina Bronsky „Der Zopf meiner Großmutter“

Helikopteromas gibt es auch, und was für bissige. Laut rotierend schwebt Margo im 2019 erschienenen Roman „Der Zopf meiner Großmutter“ von Alina Bronsky über Max, ihrem Enkel, und verschreckt mit ihrem Krach auch ihren Mann so sehr, dass der sich in die Wohnheimsnachbarin verliebt und eine neue Familie gründet. Das Ziel der übermäßigen Fürsorge wird nun ein anderes. Dass hinter der sehr harten, gar abstoßenden Schale ein weicher Kern steckt, lässt Bronsky in ihrem Roman von Anfang an erahnen – ohne Groll erzählt Max, der Icherzähler, von seinem Aufwachsen unter diesen Verhältnissen. Herausfordernder „Pageturner“ der besonderen Art! (Onleihe und Bibliothek)

Hidden Figures – unerkannte Heldinnen

Oscar-nominierte Filmbiografie von 2016. Drei afroamerikanische Mathematikerinnen retten durch ihre Genialität den ersten amerikanischen bemannten Ausflug ins All – zu einer Zeit, als die Rassentrennung noch den Alltag bestimmte und die Rolle der Frau sich außerhalb der Familie bestenfalls aufs Zuarbeiten beschränkte. Der Film verwandelt das schwergewichtige Thema in großartige Unterhaltung und setzt zugleich vieles ins rechte Licht. Danach werden Sie die männerdominierte Welt der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts mit anderen Augen sehen. In den Hauptrollen (glänzend dargestellt): Taraji P. Henson, Octavia Spencer und Janelle Monáe.